Daniel Dennett ist Philosoph. Aber, wie Dawkins in der Einleitung mit großem Seitenhieb anführt, er ist einer der wenigen, auf die man den (paraphrasierten) Spruch von Feynman “Philosophen stehen immer draußen und stellen dumme Fragen.” nicht anwenden kann. Sein Buch “Breaking the Spell” über Atheismus habe ich schon gelesen, aber ich muss es nochmal lesen weil es so unheimlich randvoll mit brillianten Einsichten ist. Dennett ist einer der strukturiertesten, produktivsten Denker, der das aber auch noch in einfacher, freundlicher Sprache ausdrücken kann und sich immer eng an die WIssenschaft hält. Außerdem sieht er wie Darwin aus. Wie kann man ihn nicht mögen.
Hier spricht er in einem Vortrag von der AAI 2009 – der Konferenz der Amerikanischen Atheisten – über Interviews mit Priestern, die atheistisch geworden sind und in welcher Falle sie sitzen, und dann über die fröhliche Verdrehungs- und Laberkunst, die sich dann Theologie nennt. Dabei führt er den schönen neuen Term ein: “Deepity” – Wörter die oberflächlich einen Sinn haben, tiefergehend und toll klingen sollen aber in Wahrheit leere Hülsen sind. So wie “Liebe ist auch nur ein Wort” – Ja es ist oberflächlich eine klare, richtige Aussage – es ist ein Wort. Dahinter soll sich etwas profundes verstecken – tut es aber nicht. Schaut wenigstens den “Canon of good spin” bei 30:02!

Theologians are religion’s spinmeisters


(via Blog Giordano-Bruno-Stiftung Köln-Bonn-Düsseldorf)

Kommentare (4)

  1. #1 Arnd
    01/29/2010

    Ja das hab ich früher schonmal gesehen. Dan Dennett ist wirklich klasse, auch für mich einer meiner intelektuellen Helden. Sehr sehenswert, wie alles von Dan.

  2. #2 Stefan W.
    01/29/2010

    Gefällt mir gut, auch wenn ich ab und zu mal Untertitel gebraucht hätte. 🙂

  3. #3 rolak
    01/29/2010

    wg der späten Stunde, möglicherweise doch benötigter Übersetzungshilfen, aber auch aus allgemeinem Interesse werde ich mir die Rede zum späteren Anhören lokalisieren. Schönen Dank für den Tip – wohl auch indirekt von meinem Buchhändler 😉

  4. #4 Christian A.
    01/31/2010

    Tja, ich wollte schon eine Stunde im Bett liegen, da kommt mir doch glatt so ein Talk von Dennet dazwischen 🙂 Sehr fesselnd, höchst interessant und – witzig! Viele Wortspiele. Viel zum drüber Nachdenken. Gut gefallen haben mir die folgenden, auch wenn ich nicht alles ganz verstanden habe:

    “If it’s not worth doing, it’s not worth doing well”

    Deepity:
    Love is just a word (Deepity)
    But:
    You can’t find love in a dictionary (almost a deepity 😀 )

    Gottlieb Frege: The concept HORSE is not a concept.
    Well,
    The concept HORSE is not a horse.

    Und noch ein hübsches Bonmot:
    It is the final proof of Gods omnipotence that he need not exist in order to save us.

    Ja ja, ich finde dass die Tatsache, dass Menschen an Gott glauben, im höchsten Maße bemerkenswert ist. Es gibt meiner Meinung nach nichts, was heute eine Person dazu verleiten könnte, die Existenz eines Gottes für wirklich zu halten. Es sei denn, die Existenz einer oder vieler Kirchen sind Nachweis genug für diese Person. Daher ist eine spannende Frage für mich, warum es Gläubige Menschen gibt.

    Ich finde die Idee, die Dennet am Ende formuliert, sehr interessant: Liebe Wissenschaftler, geht mal an die Kirche, ihre Struktur, Organisation und ihre Geschichte heran und nehmt sie auseinander, wie das die Biologen mit der lebenden Natur machen. Es kann sehr interessante Einblicke liefern, warum die Kirche ein Gebilde ist, welches ihr eigenes Überleben sichert, _ohne_ intelligent geschaffen zu sein.

    Damit würde man wahrscheinlich auch eine Antwort auf die von mir als spannend empfundene Frage erhalten 🙂