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Ihr erinnert euch an den Fall Simon Singh. Nachdem er einen Artikel im Guardian geschrieben hatte, der die Chiropraktiker verurteilte, die behaupten mit Manipulation der Wirbelsäule Krankheiten außer Rückenproblemen behandeln zu können, und diese Behauptungen als “bogus” qualifiziert hatte, wurde er von der British Chiropracticer’s Association (BCA) verklagt. Und das britische “libel law” das sich damit befasst ist unteriridisch schlecht, vor allem äußerst teuer und es sieht den Beschuldigten in der Pflicht, nachzuweisen dass er unschuldig ist. Zu allem Überdruss sah der Richter der die Vorverhandlung führte “bogus” nicht als Bezeichnung für die offensichtlich (nämlich durch Studien gezeigt) falschen Behauptungen, mit Chiropraktik z.B. Koliken behandeln zu können, wie es aus dem Text ersichtlich war, sondern als Vorwurf, die Chiropraktiker würden damit wissentlich betrügen. Eine völlig unverständliche Ansicht.

In der Folge hat sich dann die Aktion “Keep Libel Laws out of Science” gebildet, die eine Reform der Gesetzgebung fordert, um die Meinungsfreiheit wiederherzustellen. Falls ihr noch nicht dafür unterschrieben habt, tut es jetzt, denn es geht uns alle an!

Die Folgen

In der Folge wurden dann die Mitglieder einer anderen britischen Chiropraktiker-Vereinigung aufgefordert, Webseiten und Auslagen in der Praxis von allen Behauptungen zu säubern, die unsubstantiierte Behauptungen aufstellten, was man alles heilen könnte. Man muss dazu sagen, es gibt Chiropraktiker die wirklich nur Rückenprobleme behandeln. Aber manche renken Babies am Rücken herum um Schreikrämpfe zu behandeln. Widerlich! Und die neuen Broschüren winden sich dann um eine klare Aussage, behaupten aber dass es ja vielleicht helfen könnte.
Später ging dann auch die BCA endlich auf den Wunsch ein, doch mal Studien vorzulegen. Sie hätten bereits den Guardian-Artikel kommentieren dürfen, hatten aber anscheinend erhofft, dass die libel laws schlimm genug sind um Singh mundtot zu machen. Dann legten sie 29 Refernzen vor, die ihre Behauptungen untermauern sollten. Davon waren wohl nur 17 überhaupt Referenzen zu Studien mit Evidenz, die z.B. von Steven Novella alle (!) zerlegt wurden. Die BCA kann also keine wissenschaftlich ansprechende Evidenz vorlegen.

Ein erster kleiner Erfolg

Gestern nun hatte Simon Singh einen Erfolg: Er hat sich -nach zwei abschmetterten Versuchen – das Recht erstritten, gegen die seltsame Vorentscheidung Berufung einzulegen (klingt etwas nach dem berühmten Antrag auf ein Antragsformular). Mehr dazu bei Jack of Kent. Also ein erster kleiner Schritt dazu, den Fall zu gewinnen. Aber der Weg ist noch weit!

Leider hat die BCA jetzt in einer aggressiven und provokanten Antwort darauf reagiert. Sie behaupten, dass sie ja gar nicht gehört worden seien, und – schlimmer noch – unterstellen jetzt Singh erstmals böse und verleumderische Absichten. Und behaupten, dass sie natürlich niemals die freie wissenschaftliche Diskussion behindern wollten.

Mehr dazu auch bei Index on Censorship.

Update: Jack of Kent hat bemerkt, dass “maliciously”, also die Unterstellung boshafter Absicht bei Singh, jetzt nicht mehr in der Pressemeldung vorhanden ist. Er sagt, dass Singh die BCA wegen dieser Behauptung eigentlich durch libel law verklagen könnte…

Kommentare (1)

  1. #1 BreitSide
    10/17/2009

    Einfach widerlich.

    Immer interessant, wenn diese nach vorne sch…freundlichen Heuchler die Maske fallen lassen.