Ein paar kurze Buchtipps zu Büchern, die ich in letzter Zeit gelesen habe:


Paul Davies – Die Unsterblichkeit der Zeit

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Erstaunlich, was man alles im Keller findet. Das Buch habe ich mir vor 10 Jahren oder so gekauft und nie gelesen – mein ältestes Lesezeichen steckte sogar noch irgendwo zwischen Seite 50 und 100.

Jetzt hab ich es dann endlich gelesen – und sogar richtig schnell, denn ich fand es wirklich gut.

Paul Davies befasst sich in diesem Buch mit der physikalischen Zeit – und wenn man den englischen Titel “About Time: Einstein’s Unfinished Revolution” kennt, wird viel klarer worum es geht: Um den Zeitbegriff, wie er durch die Relativitätstheorie verändert wurde und wie die Kosmologie versucht, das Universum zu verstehen. Dabei begegnet man den wichtigen Physikern und den wichtigen Erkenntnissen aus der modernen Physik. Und immer wieder Einstein.

Das Buch trägt auf deutsch den unfassbar dämlichen Untertitel “Die moderne Physik zwischen Rationalität und Gott” (und in meiner alten Heyne-Version ist sogar Werbung für Däniken-ähnliche Bücher hintendrin). Gut, wenn man weiß dass Paul Davies Templeton-Preisträger ist wird es verständlicher (das ist der Preis mit jede Menge Bestechungs-Preisgeld für Wissenschaftler, die religiösen Sprech akkomodieren). Aber es gibt wirklich nur zwei Sätze im Buch die daran erinnern – und dann ist es so etwas wie “Schöpfung”, das man auch vage so verstehen kann, dass er den Anfang irgendwie nennen will bevor er die Urknall-Theorie einführt. Also es hat mich nicht gestört.

Ich finde es eine wirklich gelungene Übersicht über die moderne Physik, und die Erklärungen zur Speziellen Relativitätstheorie haben mir z.B. auch viel geholfen.

Richard Dawkins (ed.) – The Oxford Book of Modern Science Writing

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In diesem Buch hat Richard Dawkins eine Anthologie von Ausschnitten aus der besten naturwissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Literatur zusammengestellt. Klar, Evolution und Biologie sind etwas stärker vertreten, schließlich ist es das, was Dawkins kennt. Aber man bekommt eine gute Übersicht, Anregungen was man noch lesen könnte und Einblicke in wirkungsvolle Schreibweisen. Ideal, um sich mit den wichtigen Namen wissenschaftlichen Schreibens vertraut zu machen.

China Mieville – Perdido Street Station

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Und noch ein wenig “Unterhaltungsliteratur”. Das Buch ist schwer zu klassifizieren, irgendwo zwischen Fantasy und Science Fiction liegt es in dem Genre, das man auch als Steampunk bezeichnet. Die starke Seite des Buches ist das Worldbuilding aus einem großen Sack guter bis genialer Ideen. Die Story spielt in einer riesigen, molochartigen Stadt, in einer Welt in der es zwar nicht unsere Technologie gibt, aber eine ganz spezielle Technologie aus Dampfantrieb, “Elektrochymie” und Thaumaturgie, also Magie die alles zusammenhält was sich sonst nicht erklären lässt.

Die Stadt wird von Menschen und Mischungen aus Mensch und Tier (oder sogar Kaktus) bewohnt, und die Hauptfigur ist ein Wissenschaftler, der auch wirklich schön wissenschaftlich arbeitet.

Leider kommt nach dem ersten Drittel die Hauptstory in Schwung, die nur eine “Monster of the Week”-Geschichte ist, aber gut erzählt; und vor allem die reichhaltige Welt macht dieses Buch empfehlenswert.

Auf deutsch stört wieder die Unart, das Buch in zwei Bände aufzuteilen – vor allem weil der zweite Band (“Der Weber”) in rentnerfreundlicher Zeichengröße wechselt, damit der Band genauso dick/teuer wie der erste (“Die Falter”) sein kann. Das ist schon eine ziemliche Unverschämtheit.

Ich weiß auch nicht, ob die Sprache auf englisch genauso blumig ist, aber so viele Wörter wie in diesem Buch kannte ich schon lange nicht mehr. (Und das auf deutsch!) Palimpsest? Atzung? Muss das sein oder kann man das auch anders übersetzen.

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