Ein Update zur Meldung von gestern.Wie The Scientist (immer noch mit kostenloser Anmeldung) heute berichtet, hat Elsevier bekannt gegeben, dass nicht ein, sondern gleich sechs Journals, gesponsort von Pharmaunternehmen, zwischen 2000 und 2005 veröffentlicht wurden.


Elsevier hatte sich bei The Scientist gemeldet und mitgeteilt, dass die australische Zweigstelle die Journals Australasian Journal of General Practice, Australasian Journal of Neurology, Australasian Journal of Cardiology, Australasian Journal of Clinical Pharmacy, Australasian Journal of Cardiovascular Medicine und das Australasian Journal of Bone & Joint [Medicine] verlegt hat.
Elsevier hat eine Stellungnahme veröffentlicht und entschuldigt sich darin. Die Vorgänge würden untersucht werden.
Michael Hansen, der CEO der Abteilung Gesundheit, schreibt:

It has recently come to my attention that from 2000 to 2005, our Australia office published a series of sponsored article compilation publications, on behalf of pharmaceutical clients, that were made to look like journals and lacked the proper disclosures. This was an unacceptable practice, and we regret that it took place.
We are currently conducting an internal review but believe this was an isolated practice from a past period in time. It does not reflect the way we operate today. The individuals involved in the project have long since left the company. I have affirmed our business practices as they relate to what defines a journal and the proper use of disclosure language with our employees to ensure this does not happen again.

Welche Konzerne die Journals bezahlt haben, ist nicht bekannt, auch nicht, wie die Veröffentlichung eines Journals wie Homeopathy zu den Aussagen passen soll.

Kommentare (9)

  1. #1 Marcus Anhäuser
    05/07/2009

    zwei Deppen, ein Gedanke. Du kriegst wohl auch den The Scientist Newsletter…

  2. #2 JörgR
    05/07/2009

    Ne sowas altmodisches wie Newsletter benutze ich nicht 😉
    Ich habs auf Twitter gelesen (bei @2020science) und gleich gepostet 🙂

  3. #3 Marcus Anhäuser
    05/07/2009

    tja ich bin halt old school 😉

  4. #4 Alexander Knoll
    05/08/2009

    Ich frage mich, wie lange es wohl noch dauert bis ein ähnlicher Fall auch bei Springer publik wird. Ich schätze mal eher Tage als Wochen.

  5. #5 Christian Weihs
    05/08/2009

    Ob das jetzt stimmt oder nicht (und bei Quellen wie Homeopathy bin ich eher skeptisch), ich frage mich echt wie diese Konzerne es immer schaffen, sich so dermaßen “beliebt” zu machen.
    Liegt ihnen denn nichts an ihrem Ruf oder ist es ihnen einfach egal, dass sie mit Aktionen wie diesen den Quacksalbern in die Hände spielen? Diese schreien noch mehr “Böse Big Pharma, die nur aufs Geld aus ist” und reiben sich die Hände, während sie ihr Zeug an leichtgläubige Menschen verkaufen.

  6. #6 hockeystick
    05/08/2009

    @Christian Weihs: Das Gegensatzpaar “Quacksalber vs. Big Pharma” existiert nach meinem Eindruck vor allem in den Köpfen der deutschen Scienceblogger. Jeder Marktteilnehmer versucht, für sich das maximale herauszuholen. Die Methoden sind sich nicht immer unähnlich und häufig gleichermaßen unlauter. Das geht soweit, dass die gleichen Personen und Organisationen in Schleichwerbung und verdecktem Marketing für beide “Seiten” tätig sind. Als Beispiele mögen hier Bankhofer (alles von “Airnergy” über Kräuterschnäpschen gegen Wetterfühligkeit bis hin zu Pfizer-Cholesterinsenkern) und die “Deutsche Seniorenliga” dienen (verdecktes Marketing von Orthomol-Nahrungsergänzungsmitteln bis hin zu verschreibungspflichtigen Merz-Alzheimermedikamenten). Und wenn eine Pharmakonzern beschließt, Risiken eines Medikaments bewusst zu verschleiern, um die Gewinne zu maximieren (z.B. Merck & Co. mit Vioxx, Eli Lilly mit Zyprexa), dann wird die Sorge der Verantwortlichen wirklich zuallerletzt ein möglicher Zulauf zu den “Quacksalbern” sein.

  7. #7 fatmike182
    05/08/2009

    An welches Klientel richten sich solche Jounals? Ich kennen niemanden, der sich in seinem Fachbereich alleine auf Journals verlässt, das Journal ist bei der medline-Recherche so oder so untergeordneter Relevanz.
    Wenn dann auch noch typische Quellen fehlen und sonst auch wneige Quellen angegeben sind – und sich das durch das ganze Jounal zieht – dann meidet man dieses ohnehin bald. Wer lässt sich durch sowas ernsthaft täuschen?
    evtl tritt der unterbewusste “Ah, das Medikament kenn ich, das hab ich doch schon wo in einem Paper gelesen”-Effekt ein, mehr kann ich dem Skandal aber nicht abgewinnen

  8. #8 JörgR
    05/10/2009

    Sorry, hab noch gar nicht geantwortet. Ich denke, das richtet sich vor allem an Ärzte, die leicht lesbares (also verhältnismäßig) kosnumieren wollen. In dem Fall dieser Journals aber hauptsächlich zu Werbezwecken, indem man aus diesen Journas zitieren kann und damit den Eindruck neuer Forschung erweckt und künstlich die Menge positiver Reviews mehr als verdoppelt.

  9. #9 Christian Weihs
    05/12/2009

    @hockeystick

    Also das ist kein Gegensatzpaar, dass sich nur auf unseren kleinen Fleck Erde hier beschränkt.
    Die Beispiele der Pharmakonzerne sind sicherlich richtig, will diese auch sicher nicht in Schutz nehmen. Dass beide Seiten mit schmutzigen Tricks arbeiten dürfte ja auch klar sein. Das ist wohl Marketing. Soll mir recht sein (nicht wirklich, aber das ist wohl unser System).
    Allerdings habe ich sehr wohl ein Problem damit, dass eben genau die “Quacksalber” nicht nur mit Verschleierungstaktiken arbeiten sondern auch ihre Verschwörungstheorien einsetzen, um die Menschen auf ihre Seite zu ziehen (und ihnen ihren m.M. nach wertlosen Müll zu verkaufen). Und die, die sehr leichtgläubig sind, laufen in Gefahr, bei wirklich ernsthaften gesundheitlichen Problemen nicht mehr zum Arzt zu gehen, sondern einen alternativen Heilpraktiker aufsuchen.
    Und wie es auch rücksichtslose Ärzte gibt, die auch in unnötigen Fällen gleich irgendwelche Pillen – Placebos ausgenommen – verschreiben (diese sollten sich m.M. nach auch mal überlegen, warum sie Arzt geworden sind), so gibt es Alternativmediziner, die ohne entsprechende Ausbildung und Kenntnis Diagnosen anstellen und Menschen dennoch aktiv am Aufsuchen eines Experten hindern.
    Und wenn sie sich dann auch noch als die allwissenden Meister nach Methode XYZ präsentieren, und dementsprechend von ihrer Gefolgschaft fast wie Hohepriester, Propheten und Gurus verehrt werden, dann geht mir am Kragen erst recht ein Knopf auf.