Selten habe ich so schnell die Bestellung für einen SciFi-Roman ausgefüllt wie bei Vernor Vinge – Rainbows End.

Ich gebs ja zu: Ich lese praktisch keine Sachbücher. Das will ich zwar ändern, aber es gibt so viel tolle Romane die ich alle lesen möchte, wo bleibt da die Zeit? Ich will schließlich auch unterhalten werden, aber manchmal gibt es auch Ideenliteratur die beide Ansprüche erfüllt: Unterhalten und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Zukunft betreiben.
Der Bericht zu Vinges aktuellen Buch “Rainbows End” von 2006 – das leider noch nicht auf deutsch übersetzt ist – erwähnte folgendes: Vor 25 Jahren hat Vinge ein Buch geschrieben, dass die Welt von heute mit Internet fast perfekt vorhergesagt habe. Das ist die ultimative Kaufempfehlung für mich!

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Und das war nicht zu wenig versprochen: Vinge liefert in “Rainbows End” tatsächlich einen Blick in die Zukunft, der so akkurat scheint dass ich beim Lesen manchmal frustriert war. Ein bißchen frustriert dass jemand es so realistisch beschreiben kann, ein bißchen frustriert weil die Welt im Roman mir keine glänzenden Augen beschert.
Als Warnung noch: Es ist wirklich ein Ideenroman, die Handlungsstränge sind ehrlich nicht so toll. Aber es ist das was man mitnimmt, was den Reiz ausmacht.
Wir erleben den Alltag im Jahr 2025 vor allem zweier Personen mit – eines Rentners und ehemaligen Professors, der dank neuester Medizin nach 20 Jahren von Alzheimer geheilt wird und die tapfere neue Welt erkundet, und seiner Enkelin die mit der neuen Technologie aufgewachsen ist. Als Handlung gibt es dann eine internationale Verschwörung, die sich auf dem Campus und quer durch die virtuelle Welt abspielt, aber wie gesagt, das ist nicht die Stärke des Buches.
Die Technologie ist so beschrieben: Die Menschen tragen ihre Computer immer mit sich, und die Trennung online/offline gibt es nicht mehr. Die Menschen, vor allem die Kinder, können sich Overlays über die Welt legen, z.B. um alles in mittelalterliche Kulissen zu verwandeln oder um Spiele zu spielen. Die Benutzung von Suchmaschinen ist eine so grundlegende Fähigkeit geworden, dass in der Schule gar kein Wissen mehr vermittelt werden muss, sondern mehr der Umgang mit Wissen, die Kreativität und die Zusammenarbeit gelernt wird. Derweil ist ein Projekt in der Bibliothek in Gange, bei dem alle Bücher geschreddert und dabei automatisch digitalisiert werden sollen – sodass die Bibliothek nur noch als virtuelles Overlay existiert. Das will der ehemalige Literaturprofessor mit seinen Freunden natürlich verhindern…
Fazit: Ein Blick in die Zukunft der absolut realistisch erscheint. Lesen und Staunen!

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