Letzte Woche habe ich von den über 1200 Planetenkandidaten berichtet, die das Weltraumteleskop Kepler gefunden hat. Da waren einige extrem spannende Entdeckungen darunter – aber allein die Menge der potentiellen Planeten ist enorm beeindruckend. Lee Billings (Wissenschaftsjournalist) und Jer Thorp (Künstler) haben nun ein tolles Video gebastelt dass einen Überblick über die Kandidaten gibt.

Kepler Exoplanet Candidates from blprnt on Vimeo.

Am besten sieht man sich das Video im Vollbildmodus und HD an. Was man hier sieht ist folgendes: Alle Kepler Planetenkandidaten umkreisen einen gemeinsamen Stern. Das entspricht natürlich nicht der Realität und ist auch himmelsmechanisch völliger Humbug (so ein System würde sich ein vielen gewaltigen Kollisionen schnell auf eines mit einer Handvoll Planeten reduzieren). Aber man kann die Gesamtheit der Planeten und ihre Eigenschaften schön vergleichen. Die Geschwindigkeit der Kandidaten; der Abstand vom Stern und ihre relative Größe entsprechen der Daten von Kepler und die Farbe gibt die Temperatur an (rot=heiss und blau=kalt).

Im Video werden Erde, Merkur, Mars und Jupiter angezeigt; außerdem Kreise die Abstände von einer und einer halben astronomischen Einheit (das ist der mittlere Abstand zwischen Erde und Sonne) anzeigen. Zusätzlich sind noch KOI 326.01 und 314.02 hervorgehoben – zwei Keplerkandidaten die bis jetzt am wahrscheinlichsten erdähnlich sein könnten.

Ins Video eingebaut sind zwei Diagramme die einmal zeigen wie Temperatur der Planeten bzw. ihre Größe sich mit ihrem Abstand vom Stern verteilen. Mir gefällt das zweite Diagramm am besten:

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Man sieht hier wunderbar wie für wenige große Planeten sehr viele kleine existieren. Die kleinen Planeten scheinen wirklich in der Überzahl zu sein. Billings bemerkt auch, dass unterhalb der Größe der Erde kaum Planeten zu sehen sind. Aber so wie er halte auch ich das für ein Artefakt der Beobachtungen. Wenn die genauer werden, dann werden wir wohl auch die ganz kleinen Planeten finden.

Eine coole Visualisierung jedenfalls! Wer es gerne etwas psychedelischer hat, dem gefällt sicher das Video von Daniel Fabrycky (Astronom in Kalifornien). Er hat die Bewegung aller Mehrfachplanetensystem unter den Keplerkandidaten visualisiert. Alle auf einmal! Man wird beim Zusehen zwar ein wenig wuschig im Kopf – aber es sieht cool aus 😉

Exoplaneten sind toll!


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Kommentare (9)

  1. #1 taubenuss
    11. Februar 2011

    Das erste Video beeindruckt mich ebenfalls am meisten.
    Und auch ich nehme an, dass auf Grund unserer bisher “eingeschränkten” technischen Fähigkeiten noch Größenordnungen an mehr Planeten zu entdecken sind – auch/besonders in den Systemen, denen Kepler jetzt schon Exo´s nachweisen konnte.

    Schauen wir mal, was da noch so kommt.

  2. #2 geldi
    11. Februar 2011

    Sieht gut aus !
    Dadurch das alle um die selbe Sonne kreisen sieht man sehr schön das die meisten doch sehr nah and der Sonne sind.
    Alles Vulcans 😉

  3. #3 Anhaltiner
    11. Februar 2011

    wenn ich mich richtig erinnere hatte Ludmila vorgerechnet das nur jeder 20. bis 100. Exoplanet durch die Transit Methode entdeckt werden kann.

  4. #4 jitpleecheep
    11. Februar 2011

    Hm, wie kommt’s, dass so viele davon so extrem nah um ihren Stern zirkeln?
    Ist das auch nur ein Beobachtungsartefakt?

  5. #5 Florian Freistetter
    11. Februar 2011

    @jitpleecheep: Naja – je näher desto besser kann man sie entdecken.

  6. #6 Lalipuna7
    11. Februar 2011

    sehr beeindruckend (das erste filmchen). wie erstellt man so eine visualisierung? so fliegende wechsel zwischen den diagramme würd ich auch gern mal in meine nächste präsentation einbauen…

  7. #7 Bronte
    11. Februar 2011

    @Lalipuna7: In der Videobeschreibung bei Vimeo steht, dass das Video mit Processing (unter https://www.processing.org/ zu finden) erstellt wurde.

  8. #8 Lalipuna7
    11. Februar 2011

    @Bronte: Oh danke! Oh mann, das hätt’ ich ja auch mal selber finden können…

  9. #9 rolak
    11. Februar 2011

    Auf die Idee, nach der Software dahinter zu fragen, bin ich gar nicht gekommen – sieht aber viel zu interessant aus, um nicht einmal damit zu spielen. Schönen Dank für die Aufmerksam-Machung.
    The Kepler Orrery mag ja ein wenig wuschig machen – wesentlich schärfer wirkend fand ich die dort verlinkten (konstruierten) Exemplare. Da könnte ich -bei passender Stimmungslage- stun-den-lang vorsitzen. Und schon wieder was gelernt: Dort habe ich vorsichtshalber mal nach der Software angefragt 🙂