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Dies ist eine Rezension eines Kapitels aus dem Buch “Der große Entwurf” von Stephen Hawking und Leonard Mlodinow. Die Rezensionen der anderen Kapitel können hier gefunden werden.


Im letzten Kapitel haben Hawking und Mlodinow über die Entwicklung der Naturgesetze geschrieben – und bevor es nun mit den Antworten auf die großen Fragen weitergeht machen sie sich noch Gedanken über die Frage nach der Wirklichkeit. Was ist Wirklichkeit? Ist das, was die physikalischen Theorien beschreiben wirklich real?

Als Beispiel dient den Autoren ein Goldfisch, der in seinem kugelförmigen Aquarium schwimmt und durch das Glas die Welt außerhalb betrachtet. Zwangsläufig sieht er nur eine verzerrte Version der Realität. Aber das gilt eigentlich nur für unsere Außensicht. Wir können genaugenommen nicht behaupten, das unsere, unverzerrte Sicht der Wirklichkeit irgendwie “realer” ist als die Beobachtung des Goldfisch. Ein hypothetischer Goldfischphysiker konnte in seinem Glas genauso gültige Naturgesetze über das Verhalten der Objekte außerhalb ableiten wie wir es tun. Seine Version der Gesetze wäre zwar komplizierter als unsere – aber das Weltbild des Goldfisch wäre ebenso real wie unseres.

Ein zweites Beispiel sind die unterschiedlichen Weltbilder des Ptolemaeus und des Kopernikus. Ptolemaeus stellte die Erde ins Zentrum seines Universum. Um die Planetenbahnen halbwegs genau vorhersagen zu können, musste er sie aber auf komplizierte Bahnen setzen. Kopernikus war der Meinung, dass die Planeten die Sonne umkreisten und konnte ihren Bahnen so viel einfacher beschreiben. Welches System beschreibt die Realität? Wir wissen heute, dass die Planeten tatsächlich die Sonne umkreisen – aber wir könnten, so wie der Goldfisch in seinem Glas, die Welt im Prinzip genauso konsistent und schlüssig beschreiben, wenn wir die Welt ins Zentrum setzen. Die Theorie wäre zwar komplizierter – aber sie würde funktionieren.

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Nur weil es kompliziert ist, kann es trotzdem “wirklich” sein (Bild: Marc Layer, CC-BY-SA)

Hawking und Mlodinow kommen zu folgender Schlussfolgerung:

“Es gibt keinen abbild- und theorieunabhängigen Realitätsbegriff. Stattdessen werden wir uns eine Auffassung zu eigen machen, die wir modellabhängigen Realismus nennen wollen: die Vorstellung, dass eine physikalische Theorie oder ein Weltbild ein (meist mathematisches) Modell ist und einen Satz Regeln besitzt, die die Elemente des Modells mit den Beobachtungen verbinden. Das liefert uns ein Gerüst zur Interpretation der modernen Wissenschaft.”

Die Frage, ob das, was die Wissenschaft beschreibt auch tatsächlich real ist, ist natürlich keine neue. Da hat schon Platon drüber nachgedacht und heute nennt man die Überzeugung, dass Beobachter und Beobachtungsgegenstand Teil einer Welt sind, die objektiv existiert Realismus. Hawking und Mlodinow sind allerdings der Ansicht, dass diese Position angesichts der Erkenntnisse der modernen Physik nicht zu halten ist.

Schon die Quantenphysik macht hier Probleme. Wir können nicht sagen, dass eine Messung deswegen ein bestimmtes Ergebnis bringt, weil irgendein Objekt eine gewisse Eigenschaft hatte. In der Quantentheorie kann man oft nichtmal sagen, dass gewisse Objekte eine unabhängige Existenz haben; sie existieren nur “als Elemente einer Gesamtheit von vielen Teilen”.

Die Gegensposition zum Realismus ist der Antirealismus. In der Wissenschaft waren die Antirealisten bestrebt, sich nur mit Dingen zu beschäftigen, die man beobachten kann. Zum Beispiel lehnten im 19. Jahrhundert viele Wissenschaftler den Begriff des Atoms ab, weil man es nicht beobachten konnten. Hawking und Mlodinow meinen allerdings, dass die Frage nach der “Realität” eines Modells sinnlos ist. Im modellabhängigen Realismus ist nur entscheidend, ob ein Modell mit den Beobachtungen übereinstimmt oder nicht. Gibt es zwei Modelle, die sich beide mit den Beobachtungen decken, so kann man nicht sagen, dass eines realer sei als das andere. Man kann dann immer das Modell verwenden, das in der jeweiligen Situation praktischer ist.

Auch unser Gehirn arbeitet nach dem modellabhängigen Realismus. Unsere Sinne sind nur mangelhaft. Unsere Augen sehen eigentlich nur ein stark verzerrtes Bild, mit einem Loch in der Mitte. Erst unser Gehirn konstruiert daraus ein Modell, das wir dann als “Wirklichkeit” wahrnehmen. Wir können beispielsweise eine Brille aufsetzen, die unser Bild von der Welt auf den Kopf stellt – und nach einer gewissen Eingewöhnungszeit bastelt unser Gehirn daraus trotzdem wieder eine “normale” Sicht der Welt. Nehmen wir die Brille dann ab, sehen wir die “Realität” dann erst wieder verkehrt herum und müssen warten, bis unser Gehirn das Modell der Wirklichkeit erneut umstellt.

Richtig interessant wird es dann, wenn es in die Welt der subatomaren Teilchen geht. Die ist unserer Sinneswahrnehmung prinzipiell unzugänglich und es die Frage nach der “Realität” stellt sich hier besonders dringlich. Wie real sind beispielsweise die Quarks? Die Existenz dieser Elementarteilchen ist heute allgemein anerkannt, obwohl wir sie nicht mal prinzipiell als einzelne Objekte wahrnehmen können. Quarks existieren immer nur in Kombination und nie isoliert. Drei Quarks zusammen bilden dann beispielsweise ein Proton oder Neutron. Die Kraft, die die Quarks zusammenhält wird stärker wenn man probiert, die Quarks voneinander zu entfernen – es ist also nicht möglich, eines davon zu isolieren. Dem modellabhänigen Realismus zu Folge existieren die Quarks aber in einem Modell, dass mit unseren Beobachtungen der subatomaren Teilchen übereinstimmt.

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Hier gibts keine Goldfischphysiker mehr…

Ein weiteres Beispiel für zwei konkurrierende Modelle der Realität ist der Welle-Teilchen-Dualismus des Lichts. Manche Eigenschaften des Lichts lassen sich am besten beschreiben, wenn man davon ausgeht, dass es aus Teilchen besteht (Albert Einstein bekam für seine Teilchenbeschreibung des Lichts und die Erklärung des photoelektrischen Effekts sogar den Nobelpreis) – andere Eigenschaften scheinen zu belegen, dass das Licht eine Welle ist. Dieser scheinbare Widerspruch ist mit dem modellabhängigen Realismus konsistent – es gibt eben keine einzelne Theorie, die alle Aspekte des Lichts beschreiben kann. Diese Situation gilt laut Hawking und Mlodinow für das gesamte Universum:

“Es scheint so, als könne kein einzelnes mathematisches Modell, keine einzelne Theorie jeden Aspekt des Universums beschreiben. Wie im einleitenden Kapitel erwähnt, gibt es anscheinend ein Netz von Theorien, die sogenannte M-Theorie. Jeder Theorie im Netz der M-Theorie gelingt es, die Erscheinungen innerhalb eines bestimmten Bereichs zu beschreiben. Wo sich die Geltungsbereiche überschneiden, stimmen die verschiedenen Theorien des Netzes überein, daher können sie alle als Teile derselben Theorie angesehen werden. Doch keine einzelne Theorie des Netzes kann jeden Aspekt des Universums erklären – alle Naturkräfte, die Teilchen die diesen Kräften unterworfen sind, und das Bezugssystem von Raum und Zeit, in dem alles stattfindet.”

Das mag zwar manche Physiker enttäuschen, die sich eine echte “Theorie von allem” gewünscht haben (auch Hawking gehörte früher dazu) – aber im modellabhängigen Realismus ist das alles, was man sich erhoffen kann.


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Kommentare (36)

  1. #1 Rene
    11. Oktober 2010

    Wieder mal großartige Denkanstöße auf dieser Seite. Bravo!

    Aber eigentlich war doch schon immer klar, dass die zusammengebastelte “Realität” nur ein Versuch ist, das, was wir durch Beobachtung wissen, in möglichst einfache, begreifbare Form zu pressen. Ich finde, das ist immer noch gleich geblieben, auch wenn die Form nun mathematischer Natur ist. Deswegen verstehe ich nicht genau, was Hawkins mit diesem Paradigmenwechsel eigentlich meint.

    Selbst in der Mathematik ist das übrigens immer genauso gewesen. Die Vorstellung, dass die reellen Zahlen, oder auch nur die Arithmetik, so etwas wie Realität hat, ist seit Gödel absurd.

    Wir sind halt in unseren Erkenntnissen auf das von uns erleb-, beweis- bzw. machbare reduziert. Die Vorstellung einer absoluten Realität ist aber dennoch ein nützliches Hilfsmittel.

    Übrigens würde auch die Kirche sagen, dass der hier viel bescholtene weiße Mann mit Bart nur genau so eine hübsche Vereinfachung wie bei der Wissenschaft ist. Aber das nur als Nebenbemerkung.

  2. #2 kommentarabo
    11. Oktober 2010

  3. #3 Bullet
    11. Oktober 2010

    *seufz*
    Immerhin ist Rene kein SB-Autor.
    Im Artikel wurde siebenmal der Name “Hawking” genannt.

  4. #4 martin
    11. Oktober 2010

    Schöner Artikel. Ich muss mir noch etwas Zeit aus den Rippen schneiden, um irgendwann die Zeit zu haben, das Buch zu lesen. Aber erstmal liegt noch Dawkins drohend auf meinem Nachttisch.
    Auf jeden Fall sollte man sich das oben Gesagte regelmäßig vor Augen führen, wenn man seinen Kindern die Welt erklärt. Vorsicht erscheint mir angebracht, um zu verhindern, dass man Schlupflöcher für irgendwelchen Eso-Nonsense lässt.

    Insofern erwarte ich hier minütlich die ersten Einschläge der üblichen Verdächtigen 😉

  5. #5 Akjehr
    11. Oktober 2010

    “…es gibt eben keine einzelne Theorie, die alle Aspekte des Lichts beschreiben kann.”
    Diesem Satz muss ich einfach widersprechen: Sowohl Wellen- als auch Teilchenaspekt des Lichtes werden durch die Quantenfeldtheorie des Maxwell-Feldes beschrieben.

  6. #6 Aragorn
    11. Oktober 2010

    @FF

    Ptolemaeus stellte die Erde ins Zentrum seines Universum.

    Kopernikus war der Meinung, dass die Planeten die Sonne umkreisten und konnte ihren Bahnen so viel einfacher beschreiben. Welches System beschreibt die Realität? Wir wissen heute, dass die Planeten tatsächlich die Sonne umkreisen – aber wir könnten, so wie der Goldfisch in seinem Glas, die Welt im Prinzip genauso konsistent und schlüssig beschreiben, wenn wir die Welt ins Zentrum setzen. Die Theorie wäre zwar komplizierter – aber sie würde funktionieren.

    Dazu hätte ich eine Frage:
    Beschreibt Ptolemaeus-Theorie die räumlichen 3D-Planetenbahnen korrekt?

    Oder reicht Ptolemaeus-Theorie nur aus um die Position des Planeten (RA, DEC) am Himmel zu berechnen?

    Ist Ptolemaeus-Theorie also auch in der Lage den korrekten Abstand der Planeten zur Sonne oder Erde vorherzusagen (wie es für planetare Sonden notwendig ist)?

  7. #7 Werner Friebel
    11. Oktober 2010

    Interessanterweise lehrt die buddhistische Philosophie schon seit über 2 Jahrtausenden, dass es keine für Alle gültige und endgültige Beschreibung von ‘Wirklichkeit’ gibt. Schon die kindlichen Mönchsanwärter in buddhistischen Klöstern verinnerlichen das Mantra ‚Die Welt ist meine Vorstellung’. Alle altindischen Philosophien verstanden die Welt metaphorisch als vom »Schleier der Maya« verhüllt; das einzig Wirkliche, der Ursprung der Dinge, das Brahman, bleibe hinter Abbildern, Begriffen und Theorien verborgen. Schopenhauer sah darin die Entsprechung zum Kant’schen »Ding an sich« und begann wohl nicht ganz zufällig sein Hauptwerk WWV mit genau dem Satz: “Die Welt ist meine Vorstellung”.
    Gut, dass die moderne Physik keine dogmatischen Wahrkeitsansprüche aus ihren Ergebnisse mehr ableitet und sich der Vorläufigkeit ihres Erkenntnisstandes bewusst ist (das war ja schon mal anders).

  8. #8 Aragorn
    11. Oktober 2010

    Die buddhistischen oder altindischen Philosophien wollen nichts über die Natur herausfinden, sondern in elitären Zirkeln recht einfältige Streitgespräche führen.
    Diese Philosophien sind die Lehre, wie völlig triviale Zusammenhänge, in hochtrabend klingende Worte zu verpacken sind.

    Die Physik hat auch niemals einen dogmatischen Wahrheitsanspruch vertreten.

  9. #9 schlappohr
    11. Oktober 2010

    Eigentlich ist unerheblich, ob wir eine “Theory of Everything” finden oder Netz von Theorien benötigen, wie Hawking vorschlägt. Relevant ist, ob dieses Netz von Theorien an den “Nahtstellen” widerspruchsfrei ist und in seiner Gesamtheit das gleiche leistet, wie wir es von einer globalen Theorie erwarten würden.
    Die Abkehr von der Idee einer einzigen allumfassenden Theorie bedeutet keinesfalls, dass es keine globale Wahrheit gibt (was auch immer das sein mag…). Sie bedeutet nur das Eingeständnis, dass wir nicht in der Lage sind, einen Apfel gleichzeitig von allen Seiten zu betrachten. Aber sobald wir aber eine Theorie von der Vorderseite und eine Theorie von der Rückseite haben, wissen wir, wie der Apfel aussieht.

  10. #10 Bullet
    11. Oktober 2010

    @Aragorn (ich glaub ich antworte schneller als FF) :
    Nein, ja, nein.

  11. #11 cydonia
    11. Oktober 2010

    Was Deine Sichtweise der buddhistischen “Philosophie” betrifft, möchte ich Dir ausdrücklich zustimmen Aragorn!
    Eine der Schwierigkeiten bei der Diskussion besteht für mich unter Anderem darin, dass die Leute “Philosophie” sagen, darunter aber etwas verstehen, das der Philosophie, wie sie sich in Europa entwickelt hat, teilweise diametral entgegensteht.
    Mir ist es zum Beispiel nicht möglich, das Philosophische in den Texten Lao Tses zu erkennen. Ich würde solche Texte lieber unter “Fernöstliche Weisheiten” kategorisiert sehen, ohne dass ich das irgendwie abwertend gemeint haben möchte.
    Ein entscheidender Punkt zur Unterscheidung wäre zum Beispiel, dass keine Fragen gestellt werden, sondern dass der Meister seine Weltsicht ausbreitet. Das gilt ganz besonders auch für Kon fu tse. Diese Texte stehen religiösen Texten mitunter sehr nahe, und damit konnte ich noch nie besonders viel anfangen.

  12. #12 Basilius
    11. Oktober 2010

    Aragorn schrieb:

    Die buddhistischen oder altindischen Philosophien wollen nichts über die Natur herausfinden, sondern in elitären Zirkeln recht einfältige Streitgespräche führen.

    So sehe ich das auch. Es bleibt hier bei dem Ausspruch von Richard Dawkins, daß auch diese “Weisheit” uns lehrt, damit zufrieden zu sein, daß wir die Welt nicht verstehen. Ich empfinde das aber trotzdem als absolut unzureichend und unbefriedigend, weshalb ich dem Buddhismus auch schon längst den Rücken gekehrt habe.

  13. #13 rolak
    11. Oktober 2010

    Mensch Bullet[10:45], das sind doch alles nur gestrenge Antiroyalisten, die auf diese Weise geschickt vermeiden, allergieauslösende Wörter sehen zu müssen 😉

    es gibt eben keine einzelne Theorie, die alle Aspekte des Lichts

    Jetzt mal ganz abgesehen davon, daß ich bisher davon ausgegangen bin, daß (u.a.) ein Photon eben weder Teichen noch Welle ist, sondern Quant, und die T/W-Denkweise nur durch unsere begrenzten, der klassischen Sichtweise verbundenen Erklärungsmodelle entsteht (muß/darf ich umlernen?) – ist das ‘es gibt’ absolut oder gedacht im Sinne von ‘es gibt bisher’? Ich stimme für letzteres 🙂

  14. #14 Aragorn
    11. Oktober 2010

    @Bullet

    Nein, ja, nein

    Ok, da sind wir uns (wie immer) einig 🙂

    @cydonia

    Eine der Schwierigkeiten bei der Diskussion besteht für mich unter Anderem darin, dass die Leute “Philosophie” sagen, darunter aber etwas verstehen, das der Philosophie, wie sie sich in Europa entwickelt hat, teilweise diametral entgegensteht.

    Ich bin im Grunde ein Philosophie-Dummie und bezog mich nur auf fernöstliche Philosphien.
    Für die Wissenschaftstheorie haben Philosophen (ich kenne nur Popper oberflächlich) wichtiges beigetragen. Diese, ich nenne sie mal “westliche Philosophie”, liefert wichtige Beiträge um bsw. Vorgaben zu schaffen, die uns in die Lage versetzen, zu erkennen was gute Theorien auszeichnet. Diese aus naturwissenschaftlicher Sicht “wertvollen Philosophien” waren nicht gemeint.

    Bei Streitgesprächen mit Astrologen, Esoterikern, … sind mir die Philosophen immer postiv aufgefallen, weil diese die Kernaussagen, warum die Naturwissenschaft den anderen überholten “Erkenntnissystemen” weit voraus ist, immer kurz und prägnant zusammenfassen konnten.

    @Rene
    Er ist ein Falken König (Haw-k-ing) 😉

  15. #15 Jochen
    11. Oktober 2010

    “Er ist ein Falken König (Haw-k-king) ;)”

    Hihi Flacherland läßt grüßen.

  16. #16 AndreasM
    12. Oktober 2010

    Gibt es überhaupt eine Definition, was eine “einzelne” Theorie bzw. ein “einzelnes” Modell ist?
    Ohne die definierte Unterscheidung zwischen einem einzelnen Modell und einem Netz von Modellen hat das letzte Zitat im Artikel nämlich keine wirkliche Bedeutung.

  17. #17 miesepeter3
    12. Oktober 2010

    @Andreas M

    “Gibt es überhaupt eine Definition, was eine “einzelne” Theorie bzw. ein “einzelnes” Modell ist?”

    Mir hat man in der Schule beigebracht, dass ein Modell eine ziemlich plumpe Nachbildung der Wirklichkeit ist und die Theorie ein Rätselraten, wie die diese wohl aussehen könnte.
    Für Erklärung von Teilaspekten sind die beiden dann meist ziemlich brauchbar.

  18. #18 Jörg Friedrich
    12. Oktober 2010

    Es wäre wirklich einmal interessant zue erfahren, warum die hier zitierten Autoren behaupten, dass die “Philosophie tot sei” und “die Philosophen mit der Entwicklung der Naturwissenschaften nicht Schritt gehalten hätten” um dann philosophische Standpunkte zu entwickeln, die in der wissenschafttheoretischen Debatte zwischen 1950 und 1980 ausführlich diskutiert worden sind. Offenbar haben sie diese Debatte sogar zur Kenntnis genommen, sie verwenden das dort entwickelte Vokabular.

    Eine Rezension, die den namen wirklich verdiente, würde meines Erachtens solchen Fragen nachgehen. dazu müsste der “Rezensent” natürlich über entsprechendes Kontextwissen verfügen.

  19. #19 viel o sof
    12. Oktober 2010

    @ Jörg Friedrich
    Wie wahr. Darüberhinaus wäre es noch besser, wenn der Autor des rezensierten Buches über eben solches Kontextwissen verfügen, bzw. dieses anerkennen würde. Aber so ist das mit Rockstars, Hauptsache die Show stimmt, wer fragt da schon nach den Inhalten…

  20. #20 Florian Freistetter
    13. Oktober 2010

    @JF: “Eine Rezension, die den namen wirklich verdiente, würde meines Erachtens solchen Fragen nachgehen. dazu müsste der “Rezensent” natürlich über entsprechendes Kontextwissen verfügen. “

    Ja, welch ein Skandal! Da schreibt verwendet einfach jemand bei ScienceBlogs Worte wie “Philosophie” und “Wissenschaftstheorie” und ist nicht Jörg Friedrich! Und dann besitzt er noch die Frechheit, ein Buch nicht komplett doof zu finden, in dem der Satz “Philosophie ist tot” vorkommt. Wissen sie, was ich definitiv nicht tun werde: mich während meines Urlaubs mit ihnen rumärgern. Wenn sie hier unbedingt der Welt mitteilen wollen, wie wenig Ahnung ich nicht angeblich habe und wie unzulänglich sie mein Blog finden, dann nur zu. Wenn ich die ganzen 2012-Spinner, die Mondlandungsleugner und die “Alternativ”mediziner aushalte, dann verkrafte ich einen beleidigten Philosophen locker. Also: Viel Spaß!

  21. #21 Thomas J
    13. Oktober 2010

    @Florian

    Jörg beisst sich wohl eher daran, dass deine Rezension halt keine ist. Hättest dus Zusammenfassung genannt, hätte niemand etwas zu kritisieren.

    Nicht gleich ausflippen 🙂

  22. #22 Jörg Friedrich
    13. Oktober 2010

    Florian Freistetter, natürlich dürfen Sie in Ihrem Blog schreiben was Sie wollen und Sie können das nennen wie Sie wollen. Ich als Leser oder Kommentator habe allerdings auch das Recht, eine gewisse Erwartung zu haben, wenn da jemand schreibt: “Dies ist eine Rezension”

    Ich finde das Buch übrigens alles andere als “komplett doof” – im Gegenteil, der erkenntnistheoretische Standpunkt, der von den Autoren vertreten wir, ist mir ja nicht fremd, auch wenn ich sehe, dass er einige Probleme mit sich bringt. Ich finde es interessant, dass sich führende Physiker wieder einmal deutlich zu diesem Standpunkt bekennen. Schade ist nur, dass die Autoren eben die intensive Diskussion um diesen Standpunkt nicht zur Kenntnis nehmen und sogar so tun, als gäbe es diese Diskussion gar nicht – obwohl ihnen wiederum diese Diskussion offenbar nicht entgangen ist. Mein Interesse galt der Frage, warum das wohl so ist.

  23. #23 Florian Freistetter
    13. Oktober 2010

    @Thomas: “Jörg beisst sich wohl eher daran, dass deine Rezension halt keine ist. Hättest dus Zusammenfassung genannt, hätte niemand etwas zu kritisieren. Nicht gleich ausflippen 🙂 “

    Ach, Herr Friedrich mag mich auch sonst nicht so wirklich 😉 Und “Rezension” kann ja vieles bedeuten – und sie ist ja noch nicht zu Ende. Meine Meinung zum Buch sage ich dann schon noch. Und im Gegensatz zu Herrn Friedrich sehe ich halt keinen besondern Grund jetzt die philosophischen Kenntnisse von Hawking und Mldoninow zu recherchiere. Sie sagen, das die Philosophie nicht geeignet ist, um kosmologische Fragen zu beantworten. Und sie beziehen sich trotzdem auf wissenschaftstheoretische Überlegungen. Ich seh da kein großes klärungsbedürftiges Problem. Nur weil die “Philosophie tot” ist, muss das ja nicht bedeuten, dass sie während ihrer Lebenszeit nicht Dinge hervorgebracht hat, auf die man sich auch heute noch beziehen kann.

    Aber wie ich schon sagte: ich habe Urlaub und werde mich nun wieder auf den Weg in die Berge (bzw. Hügel) machen. Viel Spaß hier noch.

  24. #24 kindermund
    13. Oktober 2010

    @ FF

    Ach, Herr Friedrich mag mich auch sonst nicht so wirklich

    Mit Recht, wie jeder weiß was bei diesen vorgeblich wissenschaftlichen Blogs hinter den Kulissen abläuft. Ich hoffe Du weißt wenigstens welchem Herrn Du mit Deinem Mobbing-Blog dienst oder gibst Du den bissigen Hund nur in diffuser Erwartung von Belohnung?

  25. #25 Basilius
    13. Oktober 2010

    @kindermund
    Wie wäre es, mal mit gutem Beispiel voranzugehen und statt selber diffus zu salbadern, uns arme unerleuchtete Schafe von den Hintergründen konkret zu berichten? Würde mich mählich durchaus interessieren.

  26. #26 Bullet
    13. Oktober 2010

    Jaaaa. Informationen aus dem Dunkel hinter den Kulissen.
    HER DAMIT!!

    Ähm … Mobbing-Blog… bist du von Br.oer-s gekauft oder von Bre.mer? (Beides Dieters)

    Hähä … kaum is FF mal in Urlaub, trauen sich die Feiglinge her.

  27. #27 Jörg Friedrich
    13. Oktober 2010

    Ob ich jemanden mag oder nicht mag entscheide ich nicht anhand eines Fotos und einer ausschließlich schriftlichen und sehr spezifischen Diskussion. Auch wenn seit dem Facebook-Triumphzug die Begriffe “Freund”, “Gefallen” und “Mögen” neu definiert werden, bis ich sehr konservativ geblieben und werde meine Zuneigung oder Abneigung weiterhin nur auf Menschen beziehen, die ich aus persönlichem Umgang kenne.

    Florian Freistetter ist mir – ehrlich gesagt – völlig gleichgültig, auch was er über Philosophie oder Quantenmechanik denkt ist mir völlig egal. Mein Interesse gilt hier zunächst der Frage, warum Autoren den “Tod” einer Disziplin behaupten, von deren Diskussionen der letzten Jahrzehnte sie offenbar Impulse bekommen haben. Von einer Rezension, zumal wenn sie diese Behauptung und diese Impulse ausdrücklich und ausführlich zum Thema macht, hätte ich mir da eine Stellungnahme erhofft.

    Und an der Stelle kommt dann ein anderes Phänomen ins Spiel, das mein Interesse weckt. Es gab ja hier vor nicht allzu langer Zeit ein Blog, dessen Autor sich von verschiedener Seite Vorwürfe wegen u.a. unklarer Begriffsverwendung gefallen lassen musste. Nun lese ich von einem der eifrigsten Kritiker, dass eine Rezension z.B. ja vieles sein kann (offenbar genau das, was der Autor unter diesem Titel produziert) – der Begriff “Rezension” z.B. scheint also ein ziemlich beliebig verwendbarer zu sein, nicht etwa z.B. das, was man an Beschreibungen in Lexika oder bei der berühmten Wikipedia dazu findet.

    Ist das nicht bemerkenswert?

  28. #28 Aragorn
    13. Oktober 2010

    Genau das habe ich auch gedacht. Kaum ist der Chef in den Hügeln verschwunden, kommen die sonst nur nachtaktiven Trolle angekrochen.

  29. #29 Aragorn
    13. Oktober 2010

    @JF
    Vor der Rezension muß der Inhalt des Buches bekannt sein. FF liest halt, bevor er rezensiert. Sollten Sie auch so machen, Hr. Friedrich. Dann würden sie auch nicht so oft auf die Nase fallen.

  30. #30 Florian Freistetter
    13. Oktober 2010

    @JF: “Nun lese ich von einem der eifrigsten Kritiker, dass eine Rezension z.B. ja vieles sein kann (offenbar genau das, was der Autor unter diesem Titel produziert) – der Begriff “Rezension” z.B. scheint also ein ziemlich beliebig verwendbarer zu sein, nicht etwa z.B. das, was man an Beschreibungen in Lexika oder bei der berühmten Wikipedia dazu findet. Ist das nicht bemerkenswert? “

    Meine Güte – jetzt warten sie halt, bis die Artikelserie zu Ende ist – dann werden sie schon noch meine Meinung zum Buch zu lesen bekommen. “Rezension” bedeutet jedenfalls nicht “Muss genau die Stellungnahmen zu den Dingen beinhalten die Jörg Freidrich interessieren”.

  31. #31 Florian Freistetter
    13. Oktober 2010

    @kindermund: “Ich hoffe Du weißt wenigstens welchem Herrn Du mit Deinem Mobbing-Blog dienst oder gibst Du den bissigen Hund nur in diffuser Erwartung von Belohnung? “

    Soll ich hier jetzt echt bekanntgegeben, wer mich bezahlt, wer hinter allem steckt und wer SIE wirklich sind? Na gut, ausnahmsweise: Natürlich die Illuminaten, die Jesuiten und der ADAC (jawohl, der ADAC – damit hast du nicht gerechnet, oder? Ist aber tatsächlich wahr! Ich könnte dir da Sachen erzählen…)

  32. #32 kindermund
    13. Oktober 2010

    @ FF
    Dachte ich es mir doch, Du hast keinen blassen Schimmer. Auch nichts Neues.

  33. #33 Jörg
    13. Oktober 2010

    @ FF
    Dachte ich es mir doch, Du hast keinen blassen Schimmer. Auch nichts Neues.

    Au wei, ich glaube der schafft den Turing-Test nicht…

  34. #34 cydonia
    13. Oktober 2010

    Der ADAC!! Die gelbe Gefahr, das wusste man schon in den Sechzigern.
    Hab ichs doch geahnt! (Aber sag mal, was zahlen die denn so, der CIA ist nämlich in letzter Zeit echt knausrig.)

  35. #35 Eddy
    14. Oktober 2010

    @Florian

    Sie schreiben:

    Als Beispiel dient den Autoren ein Goldfisch, der in seinem kugelförmigen Aquarium schwimmt und durch das Glas die Welt außerhalb betrachtet. Zwangsläufig sieht er nur eine verzerrte Version der Realität. Aber das gilt eigentlich nur für unsere Außensicht.

    Dazu gibt es 2 prinzipielle Fragen:

    1) Sieht der Goldfisch wirklich eine “verzerrte Version”? Ich nehme einmal an optisch verzerrt. Stimmt das? Ist es nicht der Beobachter der von Aussen durchs Fischglas etwas verzerrt sieht?

    2) Wie unverzerrt ist unsere Sicht? Ist es nicht so, dass unser Gehirn unsere eventuell verzerrte Sichtweise einfach korrigiert? Das meine ich jetzt keinesfalls philosophisch.

    Und ausserdem wo wir gerade beim Philosophieren sind, von optischen Täuschungen und Halluzinationen einmal abgesehen, gibt es m.E. durchaus die Möglichkeit für uns Menschen die “objektive Realität” zu betrachten. Es ist ja nicht so dass, weil wir z.B. Farben sehen und es diese Farben objektiv nicht gibt, dass auch das farbige Objekt das wir betrachten automatisch irreal ist. Es ist eher so, dass wir anhand der Beobachtung und der Physik einen Teil der objektiven Realität des Obkekts wahrnehmen.

    Bei physikalischenTheorien ist der Unterschied zwischen objektiver Realität und der Wahrnehmung m.E. noch grösser, obschon man gerade die mathematische Beschreibung der Realität als universell ansieht. Bisher ist es aber immer nur der Teil einer Realität die kaum noch etwas mit unserer Erfahrungswelt gemein hat und deshalb noch weniger begreifbar ist.

    Bei der reinen Beobachtung von Objekten oder Phänomenen kann man diese Beobachtung durch Messungen und Theorien bestätigen. Optische Illusionen werden oft als Beispiel dafür genommen wie wenig wir doch die Realität wahrnehmen können. Optische Illusionen sind aber Fehler in der Wahrnehmung die man leicht korrigieren kann.

    Inwieweit eine Theorie der Planetenbewegungen nun Realität oder bloss reine Berchnung ist m.E. kaum philosophisch zu klären. Sie ist wohl bloss ein Teilaspekt einer Teilwahrnehmung der beobachteten Realität. 😉

  36. #36 Lei Tung™
    16. Oktober 2010

    @Florian:
    Die Sache mit dem ADAC würde uns sehr interessieren. Vielleicht sollte ich mal ein paar Freunde von der “Division 23” rüberschicken, damit wir hier Näheres erfahren … *g*